Schutzhandschuhe gehören zur am häufigsten eingesetzten Persönlichen Schutzausrüstung. Ob auf Baustellen, in Werkstätten, der Industrie, im Labor oder im Gesundheitswesen – die Hände sind bei vielen Tätigkeiten gefährdet und müssen geschützt werden. Doch welcher Handschuh schützt vor welchen Gefahren? Was bedeuten die Normen und Piktogramme? Und worauf sollten Sie beim Kauf achten? Dieser umfassende Ratgeber liefert alle Antworten für die richtige Auswahl von Schutzhandschuhen im Arbeitsschutz.
Warum Schutzhandschuhe unverzichtbar sind
Die Hände sind unser wichtigstes Werkzeug – und gleichzeitig besonders verletzungsanfällig. Statistiken der Berufsgenossenschaften zeigen: Etwa 30% aller Arbeitsunfälle betreffen die Hände. Typische Verletzungen sind Schnittwunden, Quetschungen, Verbrennungen, Verätzungen und Hauterkrankungen durch chemische Substanzen.
Schutzhandschuhe verhindern oder reduzieren diese Risiken erheblich. Voraussetzung: Der richtige Handschuh für die jeweilige Gefährdung wird konsequent getragen. Ein Montagehandschuh schützt nicht vor ätzenden Chemikalien, ein dünner Nitrilhandschuh nicht vor mechanischen Schnitten durch scharfe Kanten. Die Auswahl muss auf der Gefährdungsbeurteilung basieren.
Gesetzliche Grundlagen und PSA-Kategorien
Schutzhandschuhe unterliegen der EU-Verordnung 2016/425 über Persönliche Schutzausrüstung. Diese teilt PSA in drei Kategorien ein:
Kategorie I – Minimale Risiken: Schutz vor oberflächlicher mechanischer Beanspruchung, schwachen Chemikalien, Witterung. Beispiel: Einfache Gartenhandschuhe, leichte Montagehandschuhe. Hersteller kann selbst zertifizieren, keine Prüfung durch benannte Stelle erforderlich.
Kategorie II – Mittlere Risiken: Alle Risiken, die nicht unter Kategorie I oder III fallen. Die meisten Arbeitsschutzhandschuhe gehören hierher. Beispiele: Montagehandschuhe mit mittlerem Schnittschutz, Schweißerhandschuhe, Kälteschutzhandschuhe. Prüfung durch benannte Stelle erforderlich, CE-Kennzeichnung mit Prüfstellennummer.
Kategorie III – Hohe oder tödliche Risiken: Schutz vor irreversiblen Gesundheitsschäden oder Tod. Beispiele: Chemikalienschutzhandschuhe für aggressive Substanzen, Handschuhe für Arbeiten unter elektrischer Spannung, Hitzeschutzhandschuhe für geschmolzenes Metall. Prüfung und jährliche Überwachung durch benannte Stelle, CE-Kennzeichnung mit Prüfstellennummer.
Jeder zertifizierte Schutzhandschuh trägt ein CE-Zeichen, Piktogramme für die Schutzfunktionen und Leistungsstufen sowie Angaben zu Hersteller, Größe, Normen und Kategorie.
Die wichtigsten Normen für Schutzhandschuhe
EN 388 – Schutz gegen mechanische Risiken
Die wichtigste Norm für die meisten Arbeitsumgebungen. EN 388 prüft Handschuhe auf vier bzw. sechs Kriterien:
Abriebfestigkeit (Stufe 0-4): Wie lange hält der Handschuh Scheuerbewegungen stand? Wichtig bei rauer Handhabung von Materialien, Werkzeugen oder Oberflächen.
Schnittfestigkeit (Stufe 0-5): Schutz vor scharfen Kanten. Seit 2016 zwei Prüfverfahren: Coup-Test (Buchstaben A-F) und ISO-Test (Stufen 0-5). Der ISO-Test ist präziser, besonders bei hohen Schutzstufen.
Weiterreißfestigkeit (Stufe 0-4): Wie viel Kraft ist nötig, um einen bereits eingerissenen Handschuh weiter zu zerreißen? Relevant bei Arbeiten mit spitzen oder hakenden Gegenständen.
Durchstichfestigkeit (Stufe 0-4): Schutz vor spitzen Gegenständen wie Nägeln, Dornen oder scharfen Drähten.
Stoßdämpfung (P = pass): Optionaler Test seit 2016. Handschuhe mit Polsterung auf Handrücken oder Knöcheln können diese Prüfung bestehen.
Beispiel-Kennzeichnung: Ein Handschuh mit “4X42CP” bietet hohen Abriebschutz (4), sehr hohen Schnittschutz nach ISO (X steht dafür, dass der alte Coup-Test nicht durchgeführt wurde), mittlere Weiterreißfestigkeit (4), geringen Durchstichschutz (2), Schnittschutz Stufe C nach Coup-Test und Stoßdämpfung (P).
Für Bauarbeiten, Montage, Metallbearbeitung und allgemeine Handhabung sind EN 388 Handschuhe die erste Wahl. Achten Sie darauf, dass die Leistungsstufen zur Gefährdung passen: Für grobe Maurerarbeiten reicht oft 3121, für Arbeiten mit scharfen Blechen sollten es mindestens 4X43C sein.
EN 374 – Schutz gegen Chemikalien und Mikroorganismen
Chemikalienschutzhandschuhe müssen nach EN 374 geprüft sein. Die Norm unterscheidet verschiedene Schutztypen:
Typ A: Schutz gegen mindestens 6 Chemikalien aus einer Standardliste mit Durchbruchzeiten über 30 Minuten. Hoher Schutz.
Typ B: Schutz gegen mindestens 3 Chemikalien mit Durchbruchzeiten über 30 Minuten. Mittlerer Schutz.
Typ C: Schutz gegen mindestens 1 Chemikalie mit Durchbruchzeit über 10 Minuten. Grundlegender Schutz.
Die geschützten Chemikalien werden durch Buchstabencodes angegeben (A=Methanol, B=Aceton, C=Acetonitril, etc.). Wichtig: Die Durchbruchzeit gibt an, wie lange der Handschuh gegen eine bestimmte Chemikalie schützt. Diese Zeit kann je nach Substanz stark variieren. Prüfen Sie die Herstellerangaben für die konkret verwendeten Chemikalien.
EN ISO 374-5 (Schutz gegen Mikroorganismen): Handschuhe mit diesem Piktogramm (Erlenmeyerkolben mit “VIRUS”) bieten Schutz vor Bakterien, Pilzen und Viren. Relevant im Gesundheitswesen, in Laboren und bei Arbeiten mit kontaminierten Materialien.
Materialien für Chemikalienschutz: Nitril (guter Allround-Schutz, besonders gegen Öle und Fette), Latex (elastisch, gute Barriere gegen wässrige Lösungen, aber Allergierisiko), Neopren (beständig gegen Säuren, Laugen, Alkohole), PVC (günstig, Schutz gegen viele Säuren und Laugen), Butyl (höchster Schutz gegen aggressive Chemikalien und Gase).
EN 407 – Schutz gegen Hitze und Feuer
Hitzeschutzhandschuhe werden auf sechs Kriterien geprüft (Stufen 0-4):
Brennverhalten: Wie lange brennt oder glimmt das Material nach?
Kontaktwärme: Schutz bei Berührung heißer Oberflächen (bis 500°C).
Konvektive Hitze: Schutz gegen Flammen und heiße Luft.
Strahlungswärme: Schutz gegen Hitzestrahlung (z.B. von Öfen oder geschmolzenem Material).
Kleine Metallspritzer: Widerstand gegen kleine geschmolzene Metalltropfen.
Große Metallspritzer: Widerstand gegen größere Mengen geschmolzenen Metalls.
Anwendungsgebiete: Schweißen, Gießereien, Ofenbedienung, Glasverarbeitung, Feuerwehr. Typische Materialien: Leder (Rind-, Schwein- oder Ziegenleder), Aramidgewebe (Kevlar, Nomex), Aluminisierte Gewebe für extreme Hitze.
Wichtig: Hitzeschutzhandschuhe bieten oft wenig Fingerspitzengefühl. Für Präzisionsarbeiten bei moderater Hitze gibt es dünnere Handschuhe mit niedrigeren Schutzstufen, aber besserer Fingerfertigkeit.
EN 511 – Schutz gegen Kälte
Kälteschutzhandschuhe werden auf drei Kriterien getestet (Stufen 0-4):
Konvektive Kälte: Schutz gegen kalte Luft (Wind).
Kontaktkälte: Schutz bei Berührung kalter Oberflächen.
Wasserdichtigkeit: Optionale Prüfung (0 = nicht wasserdicht, 1 = wasserdicht).
Einsatzgebiete: Kühlhäuser, Tiefkühllager, Winterbau, Arbeiten im Freien bei Minustemperaturen. Materialien: Gefütterte Leder- oder Textilhandschuhe, oft mit Thinsulate- oder Fleece-Fütterung.
Herausforderung: Je dicker die Isolierung, desto schlechter das Tastgefühl. Für filigrane Arbeiten in Kühlräumen gibt es dünnere, gefütterte Handschuhe mit reduziertem Kälteschutz, aber besserer Beweglichkeit.
EN 60903 – Schutz gegen elektrische Spannung
Isolierende Handschuhe für Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen. Eingeteilt in Klassen nach maximaler Betriebsspannung:
- Klasse 00: bis 500 V AC
- Klasse 0: bis 1.000 V AC
- Klasse 1: bis 7.500 V AC
- Klasse 2: bis 17.000 V AC
- Klasse 3: bis 26.500 V AC
- Klasse 4: bis 36.000 V AC
Elektrikerhandschuhe müssen regelmäßig (meist alle 6 Monate) auf Dichtheit geprüft werden. Sie werden oft über dünnen Unterziehhandschuhen getragen und mit Überziehhandschuhen aus Leder vor mechanischen Beschädigungen geschützt.
Wichtig: Nur geprüfte und unbeschädigte Handschuhe verwenden. Selbst kleinste Löcher können tödlich sein.
Handschuhtypen und Materialien im Überblick
Montagehandschuhe
Die Allrounder für mechanische Arbeiten. Meist aus Polyester oder Nylon mit Beschichtungen aus Nitril, Polyurethan oder Latex auf den Handflächen. Bieten guten Griff, Abriebschutz und je nach Modell Schnittschutz.
Einsatz: Montage, Lagerarbeit, Metallbearbeitung, Handwerk, allgemeine Handhabung.
Vorteile: Gutes Tastgefühl, flexibel, atmungsaktiv, oft waschbar.
Nachteile: Begrenzter Schutz gegen Chemikalien, Hitze oder Nässe.
Typische Normen: EN 388 mit Stufen 3121 bis 4X43C.
Schnittschutzhandschuhe
Spezialhandschuhe mit Fasern aus HPPE (High Performance Polyethylene), Aramid oder Stahldraht für hohen Schnittschutz.
Einsatz: Glasverarbeitung, Blechbearbeitung, Umgang mit scharfen Werkzeugen, Schlachtereien, Lebensmittelverarbeitung.
Vorteile: Sehr hoher Schnittschutz (bis Stufe 5 bzw. F), oft waschbar.
Nachteile: Schlechter Griff auf glatten Oberflächen (deshalb oft mit Beschichtung), teurer als normale Montagehandschuhe.
Typische Normen: EN 388 mit Schnittschutz C-F bzw. 3-5.
Lederhandschuhe
Klassiker für mechanische und thermische Beanspruchung. Rind-, Schwein- oder Ziegenleder, teils gefüttert.
Einsatz: Schweißen, Bauarbeiten, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Garten- und Landschaftsbau.
Vorteile: Robust, guter Hitzeschutz, atmungsaktiv, hoher Tragekomfort.
Nachteile: Nicht waschbar, verlieren bei Nässe an Schutzwirkung, können hart werden.
Typische Normen: EN 388 (mechanisch), EN 407 (Hitzeschutz).
Chemikalienschutzhandschuhe
Handschuhe aus Gummi oder synthetischen Polymeren für Schutz gegen flüssige und gasförmige Chemikalien.
Materialien und typische Anwendungen:
- Nitril: Öle, Fette, Kraftstoffe, viele organische Lösungsmittel. Gute Durchstichfestigkeit. Allergikerfreundlich. Einsatz: Autowerkstätten, Industrie, Labore.
- Latex: Wässrige Lösungen, Säuren, Laugen (begrenzt). Sehr elastisch, gutes Tastgefühl. Allergierisiko! Einsatz: Labor, Reinigung, Medizin (wo erlaubt).
- Neopren: Säuren, Laugen, Alkohole, Peroxide. Gute chemische Beständigkeit. Einsatz: Chemische Industrie, Galvanik.
- PVC: Säuren, Laugen, Alkohole. Günstig, aber steifer als andere Materialien. Einsatz: Reinigung, Galvanik.
- Butyl: Ketone, Ester, aggressive Chemikalien, Gase. Höchster Chemikalienschutz. Einsatz: Spezialanwendungen in Chemie und Pharmazie.
Wichtig: Prüfen Sie die Durchbruchzeiten für Ihre spezifischen Chemikalien. Ein Nitrilhandschuh schützt gut gegen Öl, aber schlecht gegen Aceton.
Einweghandschuhe
Dünne Handschuhe aus Nitril, Latex oder Vinyl für einmaligen Gebrauch.
Einsatz: Medizin, Pflege, Lebensmittelverarbeitung, Labore, Lackierarbeiten, Reinigungsarbeiten.
Vorteile: Hygienisch, gutes Tastgefühl, günstig.
Nachteile: Begrenzter mechanischer Schutz, nicht wiederverwendbar, Umweltbelastung.
Wichtig: Nitril ist allergikerfreundlich und chemikalienbeständiger als Latex. Vinyl ist die günstigste Option, bietet aber den geringsten Schutz.
Spezialisierte Handschuhe
- Vibrationsschutzhandschuhe (EN ISO 10819): Polsterung reduziert Vibrationen von Schlagwerkzeugen, Winkelschleifern etc. Beugt Durchblutungsstörungen vor.
- Forsthandschuhe (EN 381): Schnittschutz gegen Kettensägen. Spezielle Fasern verstopfen die Kette bei Kontakt.
- Schweißerhandschuhe (EN 12477): Lederhandschuhe für verschiedene Schweißverfahren (WIG, MIG/MAG, Elektrodenschweißen).
- Stechschutzhandschuhe: Schutz gegen Stiche von Nadeln, Spritzen. Einsatz in Rettungsdienst, Entsorgung, Sicherheitsdiensten.
Auswahl des richtigen Schutzhandschuhs
Die Auswahl muss auf der Gefährdungsbeurteilung basieren. Folgende Schritte helfen:
1. Gefährdungen identifizieren
Welchen Risiken sind die Hände ausgesetzt?
- Mechanisch: Schnitte, Stiche, Abrieb, Quetschungen, Stöße?
- Chemisch: Kontakt mit Säuren, Laugen, Lösungsmitteln, Ölen?
- Thermisch: Hitze, Kälte, Flammen, heiße Oberflächen?
- Elektrisch: Spannung, statische Aufladung?
- Biologisch: Mikroorganismen, Krankheitserreger?
Oft bestehen mehrere Gefährdungen gleichzeitig. Beispiel Bauarbeiter: Mechanische Risiken (Schnitte, Abrieb) plus möglicherweise Feuchtigkeit und Kälte im Winter.
2. Passende Normen und Schutzstufen wählen
Basierend auf den Gefährdungen die relevanten Normen auswählen. Bei den Schutzstufen gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Höhere Schutzstufen bedeuten oft dickere Handschuhe mit schlechterem Tastgefühl.
Beispiele:
- Allgemeine Montagearbeit: EN 388, Stufen 2121 ausreichend.
- Blechbearbeitung mit scharfen Kanten: EN 388, mindestens 4X42C.
- Umgang mit Motoröl: EN 374 Typ C, Nitril.
- Schweißen (MIG/MAG): EN 407, Kontaktwärme Stufe 2, EN 12477 Typ B.
- Kühlhaus: EN 511, Stufen 221.
3. Größe und Passform
Schlecht sitzende Handschuhe sind unbequem und gefährlich. Zu große Handschuhe rutschen, man greift unsicher, Werkzeuge können wegrutschen. Zu kleine Handschuhe sind unbequem, schränken Beweglichkeit ein und reißen schnell.
Handschuhgrößen werden meist in EU-Größen 6-11 angegeben. Messen Sie den Handumfang an der breitesten Stelle (ohne Daumen) in Zentimetern:
- 15-16 cm = Größe 6 (XS)
- 17-18 cm = Größe 7 (S)
- 19-20 cm = Größe 8 (M)
- 21-22 cm = Größe 9 (L)
- 23-24 cm = Größe 10 (XL)
- 25-27 cm = Größe 11 (XXL)
Probieren Sie Handschuhe an und machen Sie typische Greifbewegungen. Der Handschuh sollte fest sitzen, aber nicht einschnüren. Die Fingerspitzen sollten das Ende des Handschuhs erreichen, aber nicht darin schwimmen.
4. Material und Tragekomfort
Je länger Handschuhe getragen werden, desto wichtiger ist der Komfort:
Atmungsaktivität: Bei ganztägigem Tragen schwitzen die Hände in nicht atmungsaktiven Handschuhen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern erhöht das Risiko von Hauterkrankungen. Montagehandschuhe mit rückseitiger Belüftung oder Baumwoll-Futter sind angenehmer als vollbeschichtete Handschuhe.
Flexibilität: Steife Handschuhe ermüden schnell. Für Feinarbeiten sind flexible Materialien (Polyurethan-Beschichtung, dünnes Nitril) besser geeignet als dicke Lederhandschuhe.
Tastgefühl: Je dünner der Handschuh, desto besser das Fingerspitzengefühl. Für Präzisionsarbeiten sind dünne Montagehandschuhe (Stärke 0,5-1 mm) ideal. Für grobe Arbeiten dürfen es auch 2-3 mm sein.
Griffigkeit: Beschichtete Handflächen (Nitril, Latex, Polyurethan) verbessern den Griff auf glatten Oberflächen. Strukturierte Beschichtungen (Schaum, Noppen) sind noch griffiger, besonders bei Nässe oder Öl.
5. Zusatzfunktionen
Stulpenlänge: Kurze Handschuhe (Länge ca. 23-25 cm) für allgemeine Arbeiten. Lange Stulpen (30-40 cm) schützen Handgelenk und Unterarm, wichtig beim Umgang mit Chemikalien oder bei Schweißarbeiten.
Fütterung: Ungefütterte Handschuhe für normale Temperaturen, gefütterte Varianten für Kälte.
Farben: Dunkle Farben zeigen Verschmutzung weniger, helle Farben ermöglichen bessere Kontrolle bei Präzisionsarbeiten. Signalfarben erhöhen die Sichtbarkeit.
Waschbarkeit: Wiederverwendbare Handschuhe sollten waschbar sein (Handwäsche oder Maschine bis 40°C). Verlängert Lebensdauer und Hygiene.
Touchscreen-Kompatibilität: Manche Montagehandschuhe haben leitfähige Fingerspitzen für Bedienung von Smartphones oder Touchscreens – praktisch in Logistik und Industrie 4.0.
Praxis-Tipps für den Einsatz von Schutzhandschuhen
Richtig anziehen und ausziehen
Anziehen: Hände sollten sauber und trocken sein. Handschuhe ohne Gewalteinwirkung überziehen, nicht an den Fingerspitzen ziehen. Bei langen Stulpen über Ärmel ziehen, damit kein Schmutz oder Chemikalien eindringen können.
Ausziehen: Besonders wichtig bei kontaminierten Handschuhen (Chemikalien, Mikroorganismen). Erste Hand: Handschuh außen am Stulpenrand greifen und nach außen abziehen. Zweite Hand: Mit noch behandschuhter Hand in die Innenseite des ersten Handschuhs greifen, beide Handschuhe gemeinsam von innen nach außen abstreifen. Hände waschen.
Pflege und Aufbewahrung
Reinigung: Waschbare Handschuhe regelmäßig reinigen, besonders bei Kontakt mit Ölen oder Schmutz. Herstellerangaben beachten.
Trocknung: Handschuhe nach dem Waschen oder Schwitzfeuchtigkeit vollständig trocknen lassen. Nicht auf der Heizung oder in direkter Sonne – Material kann verspröden.
Lagerung: Kühl, trocken und dunkel lagern. UV-Strahlung, extreme Temperaturen und Feuchtigkeit beschleunigen Materialermüdung.
Inspektion: Vor jedem Gebrauch auf Beschädigungen prüfen. Risse, Löcher, Verhärtung, dünne Stellen, verfärbtes Material – alles Gründe zum Austausch.
Durchbruchzeiten beachten: Bei Chemikalienschutzhandschuhen die maximale Tragedauer einhalten. Nach Erreichen der Durchbruchzeit bietet der Handschuh keinen Schutz mehr, auch wenn er unversehrt aussieht.
Häufige Fehler vermeiden
Falscher Handschuh für die Gefährdung: Montagehandschuhe gegen Chemikalien, Einweghandschuhe gegen scharfe Kanten – die häufigsten Fehler. Die Gefährdungsbeurteilung ist entscheidend.
Zu lange Verwendung: Handschuhe haben eine begrenzte Lebensdauer. Abgenutzte Handschuhe bieten reduzierten oder keinen Schutz.
Beschädigte Handschuhe weiterverwenden: Selbst kleine Löcher in Chemikalienschutzhandschuhen können gefährlich sein. Sofort austauschen.
Handschuhe bei rotierenden Maschinen: An Drehmaschinen, Bohrmaschinen, rotierenden Wellen KEINE Handschuhe tragen – sie können erfasst werden und zu schweren Verletzungen führen. Ausnahme: Spezielle, eng anliegende Schnittschutzhandschuhe, wo ausdrücklich erlaubt. Weitere Informationen zu Sicherheitsschuhen im Arbeitsschutz komplettieren die persönliche Schutzausrüstung.
Zu dicke Handschuhe für feine Arbeiten: Führt zu unsicheren Griffen und erhöhtem Unfallrisiko. Lieber dünnere Handschuhe mit ausreichendem Schutz wählen.
Allergien ignorieren: Latex-Allergien sind verbreitet. Bei Hautreaktionen sofort auf latexfreie Alternativen (Nitril, Neopren) wechseln.
Kontaminierte Handschuhe berühren: Beim Ausziehen nicht die Außenseite berühren, sonst Übertragung von Schadstoffen auf die Haut.
Bekannte Hersteller von Schutzhandschuhen
Uvex: Deutscher Marktführer mit breitem Sortiment für alle Schutzbereiche. Hochwertige Montage-, Schnittschutz- und Chemikalienschutzhandschuhe.
Ansell: Internationaler Konzern, Spezialist für Chemikalienschutz und medizinische Handschuhe. Marken wie HyFlex, AlphaTec, TouchNTuff.
Mapa Professional: Französischer Hersteller, bekannt für Chemikalienschutzhandschuhe aus verschiedenen Polymeren. Hohe chemische Beständigkeit.
Showa: Japanischer Hersteller mit innovativen Beschichtungstechnologien. Montage- und Chemikalienschutzhandschuhe mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ejendals: Schwedischer Hersteller, Marken Tegera und Jalas. Breites Sortiment mit Fokus auf Ergonomie und Langlebigkeit.
Honeywell: Großkonzern mit Marken wie Rig Dog, North und Vertigo. Spezialhandschuhe für Öl- und Gasindustrie, Montage, Schnittschutz.
ATG (Advanced Technology Gloves): Tochter von Showa, spezialisiert auf Montage- und Chemikalienschutzhandschuhe mit innovativen Beschichtungen. Marke MaxiFlex sehr beliebt.
Engelbert Strauss: Deutscher Arbeitskleidungs-Anbieter mit eigenem Handschuh-Sortiment. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Standardanwendungen.
KCL (Kächele-Cama-Latex): Deutscher Spezialist für Chemikalienschutzhandschuhe. Umfangreiche Beständigkeitsdatenbanken für Chemikalien.
Kosten und Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Preisspanne bei Schutzhandschuhen ist enorm:
Einweghandschuhe: 0,05-0,30 € pro Paar (Nitril teurer als Vinyl).
Einfache Montagehandschuhe: 1-3 € pro Paar. Für gelegentlichen Einsatz ausreichend.
Hochwertige Montagehandschuhe: 4-8 € pro Paar. Bessere Materialien, höherer Tragekomfort, längere Haltbarkeit. Lohnt sich bei täglichem Gebrauch.
Schnittschutzhandschuhe: 6-25 € pro Paar, je nach Schutzstufe. Hoher Schnittschutz (Stufe E-F) ist teuer, aber bei entsprechender Gefährdung unverzichtbar.
Lederhandschuhe: 5-20 € pro Paar. Schweißerhandschuhe bis 30 €. Langlebig bei guter Pflege.
Chemikalienschutzhandschuhe: 3-50 € pro Paar. Einfache Nitrilhandschuhe günstig, Spezialhandschuhe aus Butyl oder mit langen Stulpen teurer.
Spezialhandschuhe: 20-100+ € pro Paar. Elektrikerhandschuhe, Schnittschutz gegen Kettensägen, extrem chemikalienbeständige Handschuhe.
Faustregel: Investieren Sie in Qualität. Gute Handschuhe kosten mehr, halten aber länger, schützen besser und sind komfortabler. Bei täglichem Gebrauch amortisiert sich der Mehrpreis schnell. Billighandschuhe reißen schneller, bieten schlechteren Schutz und sind unbequem – was dazu führt, dass sie nicht getragen werden. Ein nicht getragener Handschuh schützt nicht.
Hautschutz und Handschuhhygiene
Paradox: Schutzhandschuhe können selbst zum Risiko für die Haut werden, wenn sie falsch eingesetzt werden.
Hautprobleme durch Handschuhe:
- Okklusionseffekt: Dichte Handschuhe verhindern Schweißverdunstung. Feuchtigkeit weicht die Haut auf, macht sie anfällig für Reizstoffe und Keime.
- Allergien: Latex-Allergien sind verbreitet. Auch Konservierungsstoffe in Nitrilhandschuhen oder Gerbstoffe in Lederhandschuhen können Allergien auslösen.
- Mechanische Reizung: Raue Innenseiten oder Nähte können scheuern.
Lösungen:
- Unterziehhandschuhe: Dünne Baumwoll- oder Seidenhandschuhe unter dichten Schutzhandschuhen absorbieren Schweiß und schützen die Haut.
- Hautschutz- und Hautpflegemittel: Vor Arbeitsbeginn Hautschutzcreme auftragen, nach der Arbeit Hautpflegecreme verwenden. Erhält die Hautbarriere.
- Pausen einlegen: Bei ganztägigem Handschuhtragen regelmäßige Pausen, in denen die Hände “atmen” können.
- Hände waschen und trocknen: Nach dem Ausziehen der Handschuhe Hände waschen und vollständig abtrocknen. Feuchte Haut ist anfälliger für Schäden.
- Latexfreie Alternativen: Bei bekannter oder vermuteter Latexallergie Nitril oder Neopren verwenden.
- Regelmäßiger Wechsel: Handschuhe täglich oder bei starkem Schwitzen mehrmals täglich wechseln.
Hauterkrankungen gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten. Richtiger Handschuheinsatz in Kombination mit Hautschutz ist entscheidend.
Rechtliche Pflichten und Verantwortlichkeiten
Arbeitgeber: Muss Gefährdungsbeurteilung durchführen, geeignete Schutzhandschuhe kostenlos bereitstellen, Mitarbeiter unterweisen (wann, wie, welche Handschuhe tragen), Benutzung kontrollieren, Handschuhe in einwandfreiem Zustand halten (Inspektion, Austausch).
Arbeitnehmer: Muss bereitgestellte Handschuhe bestimmungsgemäß verwenden, auf ordnungsgemäßen Zustand achten, Mängel melden, an Unterweisungen teilnehmen.
Konsequenzen bei Nichtbeachtung: Arbeitnehmer können abgemahnt werden. Bei Unfällen durch Nichtverwendung vorgeschriebener PSA kann die Berufsgenossenschaft Leistungen kürzen. Arbeitgeber, die keine oder ungeeignete PSA bereitstellen, begehen eine Ordnungswidrigkeit (Bußgeld bis 25.000 €) oder bei schweren Folgen eine Straftat (fahrlässige Körperverletzung).
Die Helmpflicht auf Baustellen ist bekannt – die Handschuhpflicht bei vielen Tätigkeiten ebenso real und wichtig.
Fazit: Der richtige Handschuh schützt Ihre Hände
Schutzhandschuhe sind unverzichtbare PSA, aber nur wenn sie zur Gefährdung passen und konsequent getragen werden. Die Auswahl erfordert Verständnis der Normen, Kenntnis der Materialien und Berücksichtigung von Komfort und Passform.
Die wichtigsten Punkte:
- Gefährdungsbeurteilung ist die Grundlage für die Handschuhauswahl
- EN 388 (mechanisch), EN 374 (chemisch), EN 407 (Hitze), EN 511 (Kälte) sind die wichtigsten Normen
- Höhere Schutzstufen bedeuten besseren Schutz, aber oft reduzierten Komfort – Balance finden
- Passform ist entscheidend: Zu große oder kleine Handschuhe sind gefährlich
- Material an Aufgabe anpassen: Nitril für Öle, Leder für Hitze, HPPE für Schnittschutz
- Regelmäßiger Austausch bei Beschädigung oder Verschleiß
- Hautschutz nicht vergessen: Unterziehhandschuhe, Cremes, Pausen
Investieren Sie in hochwertige Handschuhe von etablierten Herstellern. Ihre Hände sind Ihr Kapital – ein Paar gute Schutzhandschuhe für 6-10 € kann Verletzungen verhindern, die Sie Wochen oder Monate kosten. Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl, probieren Sie verschiedene Modelle, und tragen Sie die Handschuhe konsequent. Ihre Hände werden es Ihnen danken – bei jeder Schicht, Tag für Tag.



