Was ist Absturzsicherung und warum ist sie unverzichtbar?
Absturzsicherung gehört zur Persönlichen Schutzausrüstung der Kategorie III und schützt vor den schwersten Risiken am Arbeitsplatz: tödlichen oder irreversiblen Gesundheitsschäden durch Abstürze. Jährlich ereignen sich in Deutschland mehrere tausend Arbeitsunfälle durch Abstürze, viele davon mit tödlichem Ausgang. Die richtige Absturzsicherung kann Leben retten. Neben der Absturzsicherung ist bei Höhenarbeiten auch der richtige Gehörschutz am Arbeitsplatz wichtig, um vor Lärm durch Maschinen und Werkzeuge zu schützen.
Ob auf der Baustelle, bei Dacharbeiten, in der Industrie oder bei Wartungsarbeiten – überall dort, wo in der Höhe gearbeitet wird, ist zuverlässige Absturzsicherung gesetzlich vorgeschrieben und lebensnotwendig. Arbeitgeber müssen geeignete Schutzmaßnahmen bereitstellen, Mitarbeiter in deren Nutzung unterweisen und die regelmäßige Prüfung sicherstellen.
Rechtliche Grundlagen und Normen für Absturzsicherung
Die gesetzlichen Anforderungen an Absturzsicherung sind klar geregelt. Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet Arbeitgeber zur Gefährdungsbeurteilung und zum Schutz vor Absturzgefahren. Die DGUV Vorschrift 38 (früher BGV C22) konkretisiert diese Anforderungen für Arbeiten in der Höhe.
Zentrale Normen für PSA gegen Absturz sind:
EN 361 – Auffanggurte: Diese Norm definiert Anforderungen an Auffanggurte, die im Falle eines Sturzes den Körper sicher halten und die Aufprallkräfte verteilen. Auffanggurte sind das Herzstück jedes persönlichen Absturzsicherungssystems.
EN 362 – Verbindungselemente: Karabiner und Verbindungselemente müssen hohen Belastungen standhalten. Die Norm unterscheidet verschiedene Typen nach Verschlusssicherung und Festigkeit.
EN 355 – Falldämpfer: Falldämpfer reduzieren die auf den Körper wirkenden Kräfte bei einem Sturz auf weniger als 6 kN. Sie sind in vielen Auffangsystemen integriert.
EN 360 – Höhensicherungsgeräte: Mitlaufende Auffanggeräte, die bei einem Sturz automatisch blockieren, ähnlich einem Sicherheitsgurt im Auto.
EN 353 – Mitlaufende Auffanggeräte an fester und beweglicher Führung: Systeme, die entlang einer Schiene oder eines Seils mitlaufen.
EN 795 – Anschlageinrichtungen: Definiert Anforderungen an fest installierte und mobile Anschlagpunkte.
Alle Komponenten müssen CE-gekennzeichnet sein und die entsprechenden EN-Normen erfüllen. Nur geprüfte und zertifizierte PSA bietet zuverlässigen Schutz.
Arten von Absturzsicherungssystemen im Überblick
Bei Absturzsicherung unterscheidet man zwischen kollektiven und persönlichen Schutzmaßnahmen. Die Hierarchie ist klar: Kollektive Schutzmaßnahmen haben immer Vorrang vor persönlicher PSA.
Kollektive Schutzmaßnahmen
Seitenschutz und Geländer: Fest installierte Geländer mit Handlauf, Zwischenholm und Fußleiste verhindern Abstürze wirksam. Sie bieten Schutz ohne individuelle PSA und sind daher bevorzugt einzusetzen.
Gerüste und Arbeitsplattformen: Ordnungsgemäß aufgebaute Gerüste mit Seitenschutz ermöglichen sicheres Arbeiten in der Höhe. Hubarbeitsbühnen kombinieren Mobilität mit integrierter Absturzsicherung.
Schutznetze und Schutzwände: Fangen abstürzende Personen oder Gegenstände auf. Besonders bei großflächigen Dacharbeiten oder im Hallenbau eingesetzt.
Persönliche Absturzsicherung
Wo kollektive Maßnahmen nicht möglich sind, kommt persönliche PSA gegen Absturz zum Einsatz:
Auffangsysteme: Bestehen aus Auffanggurt, Verbindungsmittel mit Falldämpfer und Anschlagpunkt. Im Sturzfall wird die Person aufgefangen und die Fallstrecke begrenzt.
Rückhaltesysteme: Verhindern durch die begrenzte Länge des Verbindungsmittels, dass die Absturzkante überhaupt erreicht werden kann. Kein freier Fall möglich.
Positionierungssysteme: Ermöglichen Arbeiten im Hängen oder Lehnen, etwa bei Fassadenarbeiten. Der Anwender stützt sich gegen das System ab.
Rettungssysteme: Spezielle Ausrüstung zur Bergung verunfallter Personen aus der Höhe. Muss bei jedem Höheneinsatz verfügbar sein.
Der Auffanggurt: Kernstück der persönlichen Absturzsicherung
Der Auffanggurt ist das zentrale Element persönlicher Absturzsicherung. Er wird am Körper getragen und verbindet den Anwender über Verbindungselemente mit dem Anschlagpunkt.
Bauformen von Auffanggurten
Universalgurte: Bieten mehrere Anschlagpunkte – dorsal (Rücken), sternal (Brust) und seitlich. Sie sind vielseitig einsetzbar und daher am weitesten verbreitet.
Sitzgurte: Kombinieren Auffanggurt mit integriertem Sitz für längere Arbeiten im Hängen. Komfortabel bei Fassaden- oder Montagearbeiten.
Spezialgurte: Für besondere Anforderungen wie Rettungseinsätze, Arbeiten in engen Räumen oder unter extremen Bedingungen.
Wichtige Auswahlkriterien
Passform: Der Gurt muss exakt sitzen – weder zu eng noch zu locker. Die meisten Hersteller bieten verschiedene Größen (S bis XXL) und verstellbare Gurte.
Anschlagpunkte: Für reine Auffangfunktion reicht ein dorsaler Anschlagpunkt. Für Positionierung oder Rettung werden zusätzliche Anschlagpunkte benötigt.
Polsterung: Gepolsterte Bein- und Schultergurte erhöhen den Tragekomfort erheblich, besonders bei längeren Einsätzen.
Material: Polyester-Gewebe ist robust und UV-beständig. Achten Sie auf hochwertige Verarbeitung und verstärkte Nähte.
Zusatzausstattung: Werkzeugschlaufen, D-Ringe für Zubehör und reflektierende Elemente können je nach Einsatzbereich sinnvoll sein.
Bekannte Hersteller
Führende Hersteller wie Petzl, Singing Rock, Kong, Miller Honeywell und 3M bieten hochwertige Auffanggurte mit ausgezeichneter Qualität. Günstigere Alternativen von Herstellern wie Singing Rock oder Beal bieten ebenfalls zuverlässige Sicherheit bei etwas geringerem Komfort.
Verbindungsmittel: Die Verbindung zum Anschlagpunkt
Verbindungsmittel verbinden den Auffanggurt mit dem Anschlagpunkt. Sie müssen im Sturzfall enorme Kräfte aufnehmen und sind daher sicherheitskritische Komponenten.
Typen von Verbindungsmitteln
Verbindungsmittel mit Falldämpfer: Integrierte Falldämpfer begrenzen die Fangstoßkraft auf unter 6 kN. Es gibt Bandfalldämpfer (reißen kontrolliert auf) und Federfalldämpfer (wirken wie eine Stoßdämpferfeder).
Höhensicherungsgeräte (Typ EN 360): Automatisch mitlaufende Geräte mit eingebautem Seil oder Band. Bei einem Sturz blockieren sie sofort, ähnlich einem Autogurt. Vorteil: Minimale Fallstrecke und hohe Bewegungsfreiheit.
Mitlaufende Auffanggeräte (EN 353): Laufen an festen Schienen oder Seilen mit. Werden häufig an Leitern, Masten oder Seilsicherungssystemen eingesetzt.
Verbindungsseile und -bänder: Einfache Verbindungen ohne Falldämpfer, oft als Teil größerer Systeme verwendet.
Auswahl des richtigen Verbindungsmittels
Die Wahl hängt vom Einsatzszenario ab:
- Dachdecker, Zimmerer, Bauarbeiter: Höhensicherungsgeräte bieten maximale Bewegungsfreiheit bei minimaler Fallstrecke.
- Arbeiten an Leitern, Masten: Mitlaufende Auffanggeräte an fester Führung (Schiene oder Seil).
- Wechselnde Arbeitsplätze: Verbindungsmittel mit Falldämpfer und zwei Karabinern für sicheres Umhängen.
- Gerüstbau, Stahlbau: Kurze, robuste Verbindungsmittel für häufiges Umsetzen.
Achten Sie auf ausreichende Länge: Die Fallstrecke ergibt sich aus Länge des Verbindungsmittels plus Auslöselänge des Falldämpfers plus Körpergröße. Ausreichend Freiraum unter dem Arbeitsbereich ist essentiell.
Anschlagpunkte: Sicherer Halt im Ernstfall
Der Anschlagpunkt ist die Verankerung des gesamten Systems. Er muss Sturzlasten sicher aufnehmen können – EN 795 fordert mindestens 10 kN (etwa 1000 kg) Tragfähigkeit für eine Person, bei mehreren Personen entsprechend mehr.
Fest installierte Anschlageinrichtungen
Anschlagpunkte Typ A: Fest mit dem Bauwerk verbundene Einzelanschlagpunkte, etwa an Dachkonstruktionen oder Stahlträgern. Müssen statisch nachgewiesen sein.
Typ C – Horizontale Seilsysteme: Seilsicherungssysteme, an denen sich mehrere Personen gleichzeitig anschlagen können. Häufig auf Flachdächern oder in Industriehallen.
Typ D – Schienensysteme: Feste Schienen mit mitlaufenden Auffanggeräten, etwa an Hallendächern oder Krananlagen.
Mobile Anschlagsysteme
Typ B – Mobile Anschlagpunkte: Temporäre Systeme wie Dreibeinstative, Schwenkarmstützen oder Anschlaggurte um Träger. Flexibel einsetzbar, wo feste Punkte fehlen.
Typ E – Anschlagpunkte mit totem Gewicht: Schwere Betongewichte oder Gegengewichtssysteme, die durch ihr Eigengewicht Halt bieten.
Prüfung und Wartung von Anschlagpunkten
Anschlageinrichtungen müssen vor der ersten Inbetriebnahme, nach Änderungen und mindestens jährlich durch Sachkundige geprüft werden. Die Prüfung umfasst:
- Sichtprüfung auf Beschädigungen und Korrosion
- Prüfung der Befestigung und Tragfähigkeit
- Funktionsprüfung beweglicher Teile
- Dokumentation im Prüfbuch
Nur geprüfte und freigegebene Anschlagpunkte dürfen genutzt werden.
Praktische Auswahl: Welche Absturzsicherung für welchen Einsatz?
Die Auswahl der richtigen Absturzsicherung hängt von vielen Faktoren ab. Hier einige typische Szenarien:
Dacharbeiten
Bei Arbeiten auf geneigten oder flachen Dächern empfiehlt sich:
- Kollektiv: Dachrandabsicherung, Gerüst mit Seitenschutz, Schutznetze
- Persönlich: Auffanggurt mit Höhensicherungsgerät an festem Anschlagpunkt oder Seilsicherungssystem
Beachten Sie die ausreichende Freifallhöhe – bei Steildächern kann die Fallstrecke erheblich sein.
Gerüstbau und Stahlbau
Gerüstbauer und Stahlbauer arbeiten häufig in wechselnden Höhen mit ständig neuen Anschlagpunkten:
- Auffanggurt mit Y-Verbindungsmittel: Zwei Karabiner ermöglichen sicheres Umsetzen ohne Unterbrechung der Sicherung
- Kurze, robuste Verbindungsmittel: Minimale Fallstrecke, schnelles Handling
- Spezialgurte mit Werkzeughalterungen: Werkzeug sicher griffbereit
Leitern und Mastarbeiten
Bei Arbeiten an Leitern, Schornsteinen oder Masten:
- Steigschutzeinrichtungen an Leitern: Fest installierte Schienensysteme mit mitlaufendem Auffanggerät
- Auffanggurt mit mitlaufendem Auffanggerät an Seil: Flexibles Mitlaufen, automatische Blockierung bei Sturz
Fassadenarbeiten und Fensterreinigung
Fassadenarbeiter benötigen oft Positionierungssysteme:
- Auffang- und Positionierungsgurt: Ermöglicht Arbeiten im Hängen
- Abseilgeräte: Kontrolliertes Ab- und Aufsteigen
- Redundante Sicherung: Arbeits- und Sicherungsseil getrennt
Arbeiten in Hallen und Werkhallen
Wartungsarbeiten in Hallen, an Krananlagen oder Förderbändern:
- Seilsicherungssysteme: Horizontale Systeme für größere Bewegungsfreiheit
- Schienensysteme an Kranbahnträgern: Fest installierte Absturzsicherung
- Mobile Höhenzugangstechnik: Hubarbeitsbühnen mit integrierter Sicherung
Wartung, Prüfung und Lagerung von Absturzsicherung
PSA gegen Absturz unterliegt strengen Prüfpflichten. Nur einwandfreie Ausrüstung bietet zuverlässigen Schutz.
Prüfung vor jedem Einsatz
Vor jeder Benutzung muss der Anwender die Ausrüstung sorgfältig prüfen:
- Auffanggurt: Risse, Scheuerstellen, beschädigte Nähte, Verformungen an Metallteilen, Funktion der Schnallen
- Verbindungsmittel: Beschädigungen am Band oder Seil, Verschleiß, Auslöseindikator des Falldämpfers unversehrt
- Karabiner: Verschlusssicherung funktioniert, keine Verformungen, leichtgängiges Öffnen und Schließen
- Höhensicherungsgeräte: Gehäuse unbeschädigt, Band oder Seil läuft leichtgängig, keine Blockierungen
Jede Beschädigung führt zur sofortigen Aussonderung!
Jährliche Prüfung durch befähigte Person
Mindestens einmal jährlich – bei intensiver Nutzung häufiger – muss PSA gegen Absturz durch eine befähigte Person geprüft werden. Diese Prüfung ist deutlich detaillierter als die Sichtprüfung und umfasst auch nicht sichtbare Schäden.
Die Prüfung wird dokumentiert, oft durch Prüfplakette am Produkt und Eintrag ins Prüfbuch. Ohne gültige Prüfung darf die PSA nicht verwendet werden.
Prüfung nach Sturzbelastung
Nach jedem Sturz – auch wenn keine sichtbaren Schäden erkennbar sind – muss die gesamte Ausrüstung durch einen Sachkundigen geprüft werden. Oft ist eine Aussonderung erforderlich, da innere Schäden nicht sichtbar sind, die Tragfähigkeit aber beeinträchtigen können.
Richtige Lagerung
Absturzsicherung sollte trocken, sauber und vor UV-Strahlung geschützt gelagert werden:
- Nicht auf dem Boden: Hängend oder in geeigneten Behältern aufbewahren
- Getrennt von Chemikalien: Säuren, Laugen, Lösungsmittel können Textilien angreifen
- Vor Sonneneinstrahlung schützen: UV-Licht lässt Fasern spröde werden
- Regelmäßig reinigen: Verschmutzungen können Schäden verdecken und Material angreifen
Nutzungsdauer und Austausch
Hersteller geben oft eine maximale Nutzungsdauer von 10 Jahren ab Herstellung an, unabhängig von der Nutzung. Bei intensiver Nutzung verkürzt sich die Lebensdauer erheblich:
- Täglicher Einsatz: 2-3 Jahre
- Wöchentlicher Einsatz: 4-5 Jahre
- Gelegentlicher Einsatz: 6-8 Jahre
Harte Arbeitsbedingungen (Baustelle, Stahlbau) erfordern häufigeren Austausch als saubere Umgebungen (Wartung, Montage).
Schulung und Unterweisung: Absturzsicherung richtig anwenden
Die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn sie falsch verwendet wird. Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass Mitarbeiter im Umgang mit Absturzsicherung geschult sind.
Inhalte der Unterweisung
Eine umfassende Unterweisung umfasst:
- Gefährdungen: Welche Absturzrisiken bestehen am Arbeitsplatz?
- Schutzmaßnahmen: Rangfolge von kollektiven und persönlichen Maßnahmen
- Handhabung: Anlegen des Auffanggurts, Einstellen der Passform, Verbinden mit Anschlagpunkten
- Anschlagpunkte: Welche Punkte sind geeignet, wie wird die Tragfähigkeit beurteilt?
- Prüfung: Worauf bei der täglichen Prüfung achten?
- Verhalten im Notfall: Was tun bei einem Sturz, wie wird gerettet?
Unterweisungen müssen vor Aufnahme der Tätigkeit, bei Änderungen und mindestens jährlich durchgeführt und dokumentiert werden.
Praktische Übungen
Theoretisches Wissen allein reicht nicht. Praktische Übungen – idealerweise unter realistischen Bedingungen – festigen die Handgriffe:
- Anlegen des Gurtes: In verschiedenen Situationen üben, auch unter Zeitdruck
- Anschlagen: Auswahl geeigneter Anschlagpunkte, sichere Verbindung herstellen
- Umhängen: Mit Y-Verbindungsmittel sicher umsetzen ohne Unterbrechung der Sicherung
- Sturzübungen: In gesicherter Umgebung (Übungshalle) einen Sturz erleben – vermittelt Respekt und Vertrauen in die Ausrüstung
Rettungskonzept
Für jeden Einsatz mit Absturzgefahr muss ein Rettungskonzept vorliegen:
- Wie wird eine abgestürzte Person gerettet? Rettungsgeräte, Leitern, Hubarbeitsbühnen?
- Wer führt die Rettung durch? Geschulte Kollegen, Betriebsfeuerwehr, externe Rettung?
- Zeitfaktor: Bergung muss innerhalb von 15-20 Minuten möglich sein, um Hängetrauma zu vermeiden
Ein abgestürzter, im Gurt hängender Mitarbeiter schwebt in Lebensgefahr – nicht nur durch den Sturz selbst, sondern auch durch das sogenannte Hängetrauma (Orthostasesyndrom). Regungslos im Gurt hängend sackt das Blut in die Beine, das Herz-Kreislauf-System kollabiert. Daher ist schnelle Rettung überlebenswichtig.
Kosten und Wirtschaftlichkeit: Lohnt sich die Investition?
Hochwertige Absturzsicherung hat ihren Preis – doch was ist ein Leben wert?
Anschaffungskosten
- Auffanggurt: 100-500 Euro, je nach Ausstattung und Hersteller
- Verbindungsmittel mit Falldämpfer: 50-150 Euro
- Höhensicherungsgerät: 150-400 Euro
- Komplettsets: 300-800 Euro (Gurt, Verbindungsmittel, Karabiner)
- Mobile Anschlagsysteme: 500-2000 Euro
- Seilsicherungssysteme: 1000-5000 Euro, je nach Länge und Ausstattung
Laufende Kosten
- Jährliche Prüfung: 20-50 Euro pro Gurt, mehr für komplexe Systeme
- Ersatz nach Nutzungsdauer: Kalkulieren Sie alle 3-5 Jahre Neuanschaffung ein
- Schulungen: Externe Schulungen kosten 200-500 Euro pro Person
Wirtschaftlichkeit
Investitionen in Absturzsicherung rechnen sich durch:
- Vermeidung von Arbeitsunfällen: Jeder schwere Unfall kostet ein Vielfaches durch Ausfallzeiten, Behandlung, rechtliche Folgen
- Reduzierung der Versicherungsprämien: Gute Arbeitsschutzmaßnahmen können Beiträge senken
- Mitarbeiterbindung: Wer sich sicher fühlt, arbeitet motivierter und bleibt dem Arbeitgeber treu
- Imagegewinn: Unternehmen mit vorbildlichem Arbeitsschutz profitieren von gutem Ruf
Die Investition in hochwertige Absturzsicherung ist keine Kostenfrage, sondern eine Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern – und eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung.
Häufige Fehler bei Absturzsicherung vermeiden
Trotz klarer Vorschriften werden immer wieder Fehler gemacht, die die Sicherheit gefährden:
Fehler 1: Ungeeignete Anschlagpunkte
Rohre, Dachrinnen oder ungeprüfte Konstruktionsteile sind keine sicheren Anschlagpunkte. Nur statisch nachgewiesene oder nach EN 795 zertifizierte Punkte bieten Sicherheit.
Fehler 2: Zu lange Verbindungsmittel
Wer ein 2-Meter-Verbindungsmittel an einem Punkt in 3 Metern Höhe nutzt, kann bei einem Sturz mehrere Meter fallen und am Boden aufschlagen. Immer ausreichend Freiraum einkalkulieren!
Fehler 3: Gurt falsch angelegt
Ein schlecht sitzender Gurt kann bei Sturz verrutschen oder Verletzungen verursachen. Bein- und Schultergurte müssen fest, aber nicht einschnürend sitzen.
Fehler 4: Keine Prüfung vor Einsatz
Viele Unfälle passieren mit beschädigter Ausrüstung, die bei kurzer Prüfung aufgefallen wäre. Die Sichtprüfung dauert nur Sekunden – kann aber Leben retten.
Fehler 5: Falsche Karabinerstellung
Karabiner quer belastet (Querbelastung) halten nur einen Bruchteil der Längsbelastung aus. Immer auf korrekte Ausrichtung achten.
Fehler 6: Fehlende Rettungsplanung
Ohne Rettungskonzept schwebt jeder Abstürzende in akuter Lebensgefahr. Vor Arbeitsbeginn muss klar sein, wie im Notfall gerettet wird.
Fehler 7: Keine Schulung
Wer nicht weiß, wie Absturzsicherung funktioniert, wendet sie falsch an. Regelmäßige Unterweisungen sind Pflicht und retten Leben.
Fazit: Absturzsicherung rettet Leben
Absturzsicherung ist nicht irgendeine PSA – sie ist die letzte Barriere zwischen Leben und Tod bei Arbeiten in der Höhe. Die richtige Auswahl, sachgerechte Anwendung und gewissenhafte Wartung sind unverzichtbar.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Kollektive Schutzmaßnahmen haben immer Vorrang vor persönlicher PSA
- Nur CE-geprüfte, normgerechte PSA bietet zuverlässigen Schutz
- Auffanggurt, Verbindungsmittel und Anschlagpunkt müssen perfekt zusammenpassen
- Tägliche Sichtprüfung und jährliche Sachkundenprüfung sind Pflicht
- Schulung und Rettungskonzept sind genauso wichtig wie die Ausrüstung selbst
- Investition in Qualität lohnt sich – bei Absturzsicherung geht es um Leben
Ob Baustelle, Industrie oder Wartung – nehmen Sie Absturzsicherung ernst. Informieren Sie sich gründlich, investieren Sie in hochwertige Ausrüstung und schulen Sie Ihre Mitarbeiter. Denn am Ende des Tages zählt nur eines: dass jeder gesund nach Hause kommt.



